„Prozesse leichter und ergonomischer gestalten“

Benteler Automobiltechnik Eisenach
Von links nach rechts: Sven Kopka (zuständige Aufsichtsperson der BGHM) überreicht den Schlauen Fuchs an Martin Gebhardt (Werkzeugmechaniker bei Benteler Automobiltechnik Eisenach) und Holger Börner (Werkzeugbau-Meister).

BGHM zeichnet Benteler Automobiltechnik Eisenach GmbH mit Schlauem Fuchs aus

Zwei Fliegen mit einer Klappe: Mit dem ergonomischen Umbau eines neun Tonnen schweren Stanzwerkzeugs hat die Benteler Automobiltechnik Eisenach GmbH nicht nur den Arbeitsschutz im Arbeitsalltag erhöht, sondern auch für Nachhaltigkeit gesorgt. Für diese vorbildliche Maßnahme zur Verbesserung von Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz erhält das Unternehmen den Schlauen Fuchs der Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM). Im Interview erzählen Holger Börner und Martin Gebhardt, Werkzeugbau-Meister und Werkzeugmechaniker am Standort Eisenach, wie es zu der Innovation kam.

Herr Börner, wofür wird das Werkzeug, das Sie umgebaut haben, grundsätzlich genutzt?

Mit dem Werkzeug werden aus Blechstreifen Trapezplatinen gestanzt, die dann im weiteren Fertigungsprozess zu Karosserieblechteilen umgeformt werden. Vor dem Umbau war das Rüsten, so wird der Einbau des Werkzeugs in die Presse genannt, sehr aufwendig. Die Kollegen mussten im beengten Presseninnenraum zwei lange Obermesser montieren und diese mit neun schweren Spannklauen befestigen: Eine mühselige Überkopfmontage, die lange Rüstzeiten verursachte.

Wie kam es zu der Idee für den Umbau?

Frank Alexander Simon, Pressenlinienführer in Eisenach, brachte den Stein ins Rollen. Sein erster Ansatz war zwar technisch nicht umsetzbar, brachte uns aber auf die Idee, kleinere Messer mit ausreichender Schnittlänge zu verwenden, um die Trapezplatine auszustanzen. Im Lagerbestand wurden sowohl die passenden Messer als auch ein ausgemustertes Werkzeug gefunden. Das Werkzeug wurde so umgearbeitet, dass die Messer bereits von Anfang an fest im Oberteil verbaut sind. Zusätzlich hat unsere Innovation einen Nachhaltigkeitsaspekt, indem wir ausgemustertem Equipment ein zweites Leben geschenkt haben.

Herr Gebhardt, welche möglichen Gefährdungen für die Beschäftigten werden durch das umgebaute Werkzeug konkret beseitigt?

Durch das neue Platinenschnitt-Werkzeug entfällt nun der Rüstaufwand im Presseninnenraum. Besonders die nicht mehr notwendige Überkopfmontage der schweren Bauteile bringt einen bedeutenden ergonomischen Vorteil für die Beschäftigten. Nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels sind wir bestrebt, Prozesse leichter und ergonomischer zu gestalten. Dieser Werkzeugumbau ist ein wertvoller Beitrag.

Hat die Erfindung weitere Vorteile?

Zusätzlich zu den genannten ergonomischen und sicherheitstechnischen Vorteilen steigern wir durch den Umbau unsere Pressenkapazität. Der Rüstvorgang vor und nach dem Produktionsprozess wird deutlich verkürzt und auch die Instandhaltungskosten für das Werkzeug sinken. Hervorzuheben ist außerdem, dass der Umbau mit bereits vorhandenen Ressourcen bewerkstelligt wurde: Ein sinnvolles Upcycling ausgemusterten Equipments.

Seit wann kommt das Werkzeug in der umgebauten Form im Betrieb zum Einsatz und wie fällt das Feedback der Beschäftigten aus?

Der neue Platinenschnitt ist seit Januar 2022 im Einsatz. Das Feedback der Kollegen an der Presse ist sehr positiv. Die Umsetzung des Vorschlags wird von allen Seiten begrüßt. Die Idee zeigt, dass auch mit geringen Kosten deutliche Verbesserungen erreicht werden können.