Der Sicherheitspreis der Berufsgenossenschaft Holz und Metall

Starkes Konzept gegen psychische Belastung

Preisverleihung Schlauer Fuchs an MAN Truck & Bus Nürnberg; © MAN Truck & Bus Nürnberg
Das gesamte Projektteam mit Werkleiter Dr. Ingo Essel (hinten rechts) und Personalleiter Benjamin Kusig (vorne rechts)

MAN erhält Schlauen Fuchs der BGHM für strukturierte Gefährdungsbeurteilung

Wie kann eine um die psychische Belastung vervollständigte Gefährdungsbeurteilung konkret aussehen? Vor dieser Frage stehen viele Unternehmen. Die Lösung des Motorenherstellers MAN Truck & Bus SE aus Nürnberg ist ein strukturiertes Konzept, das nach und nach für das gesamte Werk mit seinen rund 3.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eingeführt wurde.

Entscheidend ist dabei: Beschäftigte einbinden, transparent vorgehen und auf diese Weise konkrete bereichsspezifische Maßnahmen finden, umsetzen und regelmäßig überprüfen. MAN erhält nun den Sicherheitspreis „Schlauer Fuchs“ der BGHM für die besonders wirksame, flächendeckende und nachhaltige Umsetzung. 

Kulturwandel auf allen Ebenen

„Der Wandel hin zu einer Unternehmenskultur, in der psychische Einwirkungen genauso selbstverständlich und systematisch betrachtet werden wie die körperlichen – wir wussten, dass uns das nur gelingen kann, wenn wir alle Ebenen im Betrieb mitnehmen“, sagt Diana Carrillo Zink, Betriebsärztin bei MAN. „Das Konzept haben wir uns schrittweise erarbeitet – mit Unterstützung durch Martin Prüße, Fachreferent der BGHM, und weiterer externer Expertise.“ Als ein Baustein diente beispielsweise die Praxishilfe Fach-Information Nr. 52 „Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung“ der BGHM. Die darin enthaltene Checkliste passte MAN auf die Bedürfnisse im Betrieb an und erweiterte sie.

In allen Abteilungen läuft der Prozess der Gefährdungsbeurteilung hinsichtlich der psychischen Faktoren im Unternehmen nun nach einer einheitlichen Vorgehensweise ab, die sich bewährt hat: Zunächst schult ein internes Expertenteam die Führungskräfte, dann befragt es Beschäftigte und Teamleitungen in Beobachtungsinterviews zu ihren Tätigkeiten, Arbeitsplätzen und Arbeitsbedingungen. Aus den Ergebnissen werden Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt. Nach einem Jahr folgt eine Wirksamkeitskontrolle, die zeigt, ob das Unternehmen mit seinen Maßnahmen auf dem richtigen Weg ist und wo Nachbesserung nötig ist.

Der Werkleiter von MAN am Standort Nürnberg, Dr. Ingo Essel, betont: „Es ist schön zu sehen, wie sehr die Beschäftigten dieses Vorgehen schätzen. Wir bekommen dadurch wichtige Hinweise von ihnen, aus denen wir gezielte Maßnahmen ableiten und umsetzen. Von meiner Seite gibt es die volle Unterstützung für das Vorgehen, da wir uns in dem Prozess wirkungsvoll mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beschäftigen.“

Die bei der BGHM für MAN Nürnberg zuständige Aufsichtsperson Ernst-Raimund Schäfer sagt: „Die Lösungen, um die psychische Belastung am Arbeitsplatz zu senken, sind oft ganz einfach, sie müssen dennoch strukturiert ermittelt und umgesetzt werden. Dafür, dass die Firma MAN dies mit einem solch smarten und transparenten System in den Betriebsalltag integriert hat, erhält sie den ,Schlauen Fuchs‘.“ 

Gefährdungsbeurteilung Psyche auch und gerade in der Krise

Die Corona-Pandemie beeinflusste natürlich auch die Arbeit im MAN-Werk und den Prozess der Gefährdungsbeurteilung. Wo es ging, wurde er digitalisiert. Die Interviews fanden, wenn möglich, statt; natürlich immer unter Einhaltung der jeweils aktuellen Hygieneregeln. Gerade während der Phase, in der die Produktion stillstehen musste, nutzte die verantwortliche Arbeitsgruppe die Zeit, um das Konzept weiter zu verbessern. „Wir wollten unbedingt, dass die Gefährdungsbeurteilung auch oder gerade während der Pandemie nicht stillsteht“, sagt Carrillo Zink.

So wurden zum Beispiel kurzfristig Fragen zu den Auswirkungen der Pandemie in das Verfahren eingebaut. Und ein lange geplanter Präsenz-Workshop mit fachlicher Begleitung durch die BGHM, der aufgrund von Reisebeschränkungen kurz vor der Absage stand, fand zum Teil online und zum Teil vor Ort statt. Um diese Veranstaltung, die ein besonderer Erfolg wurde, geht es auch in dem Bericht „Anders als gedacht – rundum gelungen“ in der BGHM-Aktuell 5/2020. Auch dadurch konnte der Gesamtprozess der Beurteilung der Arbeitsbedingungen hinsichtlich der psychischen Belastung in der Krise erfolgreich aufrechterhalten werden.